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19.08.2021

Lithium Designers: Fassaden aus dem Drucker

Nicht nur fachlich überzeugen, sondern auch den Markt im Blick behalten: Das Frankfurter Start-up Lithium Designers ist mit einem innovativen Fassadenknoten aus dem 3D-Drucker erfolgreich. Sein Gründer bietet Kunden nämlich auch Kostenvorteile.

lithium_1.jpg © Lithium Designer/Heine + Beisswenger
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Als Gründer muss das Start-up immer im Mittelpunkt der eigenen Anstrengungen stehen. Und wenn es einmal hart kommt und alle anderen sagen „Das ist nicht machbar!“, dann muss man erst recht kämpfen und dranbleiben. Am Ende zahlt sich das aus – in meinem Fall durch zahlreiche Preise und Auszeichnungen, mit denen ich die Skeptiker von meinem neuartigen Ansatz überzeugen und Investoren auf mich aufmerksam machen konnte“, sagt Dr.-Ing. Alamir Mohsen. Sein Erfolg gibt dem 35-jährigen Architekten Recht: Mit neun Mitarbeitern konzipiert und realisiert er in Frankfurt mit seinem Start-up Lithium Designers einzigartige Gebäudefassaden. Grundlage ist der von ihm entwickelte und weltweit erste formoptimierte Verbindungsknoten aus dem 3D-Drucker. Dadurch werden völlig neue Fassadenarten möglich, die eine dreidimensionale Form haben – und das zu wettbewerbsfähigen Preisen.

Frankfurter Gründerpreis, Hessischer Gründerpreis, Kultur- und Kreativpilot Deutschland, 3D Pioneers Challenge, Cairo Design Award, ägyptischer Vertreter auf der Biennale: Die Liste von Auszeichnungen für das junge Start-up ist lang und für den aus Ägypten stammenden Alamir Mohsen auf seinem mitunter steinigen Erfolgsweg enorm wichtig gewesen. „Völlig neue Ansätze sind oft sehr schwer zu vermarkten, weil sich viele Entscheider zunächst nur zögerlich überzeugen lassen. Deshalb müssen Gründer an ihr Produkt glauben und einen Weg finden, sich ein gewisses Ansehen aufzubauen. In der Architektur sind zum Beispiel Auszeichnungen besonders wichtig. Als ich mein Start-up zum ersten Mal direkt neben etablierten Branchengrößen auf der Nominierungsliste eines großen Wettbewerbs gesehen habe, wusste ich, dass ich es geschafft habe“, erzählt Alamir Mohsen mit ehrlicher Begeisterung.

Gründer Alamir Mohsen (Mitte) bei der Preisverleihung des Frankfurter Gründerpreises 2020. Bild: Chris Christes / Lithium Designers
Gründer Alamir Mohsen (Mitte) bei der Preisverleihung des Frankfurter Gründerpreises 2020. Bild: Chris Christes / Lithium Designers

Sein Können erarbeitete sich der Gründer zunächst 13 Jahre lang als Angestellter in internationalen Architektur- und Ingenieursbüros: Ein Weg, den Alamir Mohsen gerade in komplexen Branchen auch anderen Gründern empfiehlt. „Es kann sich lohnen, zunächst Erfahrungen zu sammeln und das Metier gut kennenzulernen. Für mich bot sich dadurch außerdem die perfekte Gelegenheit, die Probleme mit bisherigen Fassadensystemen genau zu analysieren und meine Idee zu perfektionieren“, sagt Alamir Mohsen. Parallel promovierte er an der TU Darmstadt über seinen neuartigen Ansatz. Im engen Kontakt mit der Patentabteilung, der Start-up-Förderung sowie dem Kompetenz- und Forschungszentrum der Universität entwickelte er dabei Schritt für Schritt sein Produkt – wobei er nicht nur fachliche Probleme lösen musste, sondern auch unternehmerische. „Die Unterstützung der TU Darmstadt hat mir sehr geholfen, als es um Dinge wie Marktanalysen und Patentrecherchen ging. Als Start-up-Gründer muss man sich da unbedingt Hilfe suchen“, sagt Alamir Mohsen.

Eine Visualisierung einer Fassade mit 3D-Knoten. Bild: Lithium Designers
Eine Visualisierung einer Fassade mit 3D-Knoten. Bild: Lithium Designers

Ein entscheidendes Problem bei der Entwicklung seines Produkts war schließlich die Zulassung: Denn was in der Theorie oder im Prototyp gut funktioniert, darf nicht automatisch auf den Markt gebracht werden. Gerade in komplexen und durchregulierten Bereichen wie dem Bauwesen kann sich stattdessen ein weiter Weg für junge Start-ups ergeben. „Ich habe Lithium Designers 2018 gegründet und nach nun bald drei Jahren schließen wir unser Pilotprojekt ab, einen Auftrag in Originalgröße. In solch langen Zeiträumen muss man am Anfang denken und sich entsprechend organisieren. Aber wenn die Investoren das Produkt dann tatsächlich berühren können, wird es merklich leichter: Wir sind bereits mit dem nächsten, deutlich größeren Projekt beauftragt“, sagt Alamir Mohsen. Entsprechend wächst das junge Start-up beständig – bald soll es neue Büroräume geben, weil neue Mitarbeiter eingestellt werden müssen. „Bislang arbeiten wir, ganz dem Start-up-Klischee entsprechend, in einer Wohnung. Als nächstes muss es dann aber doch ein richtiges Büro in Frankfurt sein“, erzählt Alamir Mohsen lachend.

Eines betont der erfolgreiche Gründer immer wieder: Bei aller fachlichen Begeisterung und der Liebe zum Produkt handelt es sich bei einem Start-up eben auch um ein Geschäft. Am Ende muss es sich marktwirtschaftlich rechnen. „Als angestellter Architekt habe ich immer wieder erlebt, dass sich große Bauherren von uns tolle und kreative Entwürfe gewünscht haben. Mit den Ergebnissen waren sie dann auch zufrieden – doch als sie den Preis erfahren haben, wurde am Ende oftmals doch eine günstigere Standardvariante gewählt. Deshalb war mir von Anfang an klar: Mein Produkt muss auch preislich bestehen. Mit viel Arbeit und Mühe ist uns das gelungen. Statt ursprünglich rund 3000 Euro pro Quadratmeter kostet unsere 3D-Variante inzwischen nur noch die Hälfte. Damit liegen wir zwar immer noch deutlich über den einfachen Standardfassaden in Pfosten-Riegel-Bauweise, aber wir sind günstiger als die gehobene Konkurrenz mit herkömmlichen Elementfassaden. Wir haben uns also unsere Marktnische gezielt ausgesucht und können dort ein besseres Angebot bei Design und Preis machen“, erklärt Gründer Alamir Mohsen. „Wenn ein Start-up diesen Spagat hinbekommt, wird es Erfolg haben, egal in welcher Branche.

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